Viele deutsche Gräber sind nicht mehr übrig auf dem Friedhof in Weseritz (Bezdružice). Genau genommen sieben. Vermutlich waren die meisten vor mehreren Jahrzehnten einer „Liquidation“ zum Opfer gefallen. Allerdings: An drei Stellen am Rande des Friedhofs lagen noch einige Grabsteine wie auf einer Schutthalde. Ein würdiger Anblick war das nicht, eingesunken in die Erde, überwuchert von Unkraut und Büschen.
Als die Stadtverwaltung vor einigen Jahren eine Umfrage durchführte, um zu erkunden, welche der vielen erforderlichen Sanierungsarbeiten für den Friedhof priorisiert werden sollen, beteiligte ich mich daran. Meine Anregung, die abgelagerten Grabsteine zu bergen und an der Friedhofsmauer wieder aufzurichten, habe ich dem Bürgermeister vorgetragen. Einige Monate später veröffentlichte die Stadtverwaltung eine Machbarkeitsstudie für die Sanierung. Sie enthielt eine Karte, auf der die bisherigen Schutthalden markiert waren, sowie das Vorhaben, eine Fläche für ihre Aufstellung auszuweisen. Dann kam die Pandemie und andere Dinge wurden wichtiger.
Als ich im Frühjahr dieses Jahres auf den Friedhof kam, erschrak ich zuerst, als ich sah, dass die Halden abgeräumt waren. Es wird doch niemand die Grabsteine klammheimlich entsorgt haben? Nein, im Gegenteil – die Stadtverwaltung hat sie geborgen, gereinigt und im hinteren Teil des Friedhofs aufgestellt. Meine Freude war groß.
Insgesamt handelt es sich um 19 Steine, drei davon sind bloße Sockel, zwei enthalten gar keine Inschriften mehr und in drei Fällen gelingt es mir nicht, sie auch nur annähernd zu entziffern. Auch Scherben einer Schwarzglasplatte sind dabei – hier fehlen aber noch die nötigen Puzzleteile.
Ganz leicht war das Entziffern der übrigen Inschriften nicht. Ich habe Wasser auf die Steine geschüttet, um die Konturen besser zu erkennen, sowie Transparentpapier über die Schrift gelegt und darauf mit einem Graphitstift die erhabenen Stellen schwarz eingefärbt. Viel hat das alles nicht genutzt. Hilfreich war hingegen die Verwendung von Alufolie, die mit einer weichen Bürste der Oberfläche der Grabsteine angepasst wird. Um von anderen Friedhofsbesuchern angesprochen zu werden, ist das übrigens eine ausgesprochen zielführende Methode. Zu Hause habe ich dann versucht, die Kontraste der Fotos in meinem Bildbearbeitungsprogramm zu erhöhen und die Inschriften mit den Eintragungen in den Sterbematrikeln abzugleichen.
Die auf diese Weise noch mehr oder weniger lesbaren Inschriften erinnern an folgende Verstorbene (Sterbejahr in Klammern) hin: Marie Birk aus Neudorf (1934), Familie (Heinrich) Arlt, Amalie Plescher (1934), Theresia Winterstein (1930), Peter Schirsch (1902), Johann Liefler (1984) und Kordula Liefler (1903), Marie Wagner (1898), Josefa Schirsch (1896), Anna Meier (1912), Josef Muck (1915) und Anton Frank (1907).
Was ich gerne noch herausfinden würde: Wo sind die anderen Grabsteine gelandet? Das Gerücht, sie seien zur Uferbefestigung am Mühlbach in der Nähe des heutigen Freibades verwendet worden, konnte mir ein Goldschürfer, der den Bach gut kennt und den ich dort zufällig bei seiner Arbeit antraf, jedenfalls nicht bestätigen. Weiß jemand mehr? Über Hinweise freue ich mich.
Der Beitrag ist im Heimatbrief für die Bezirke Plan-Weseritz und Tepl-Petschau, November/Dezember 2024, erschienen.