Wie jedes Jahr fand auch heuer das Florianifest wieder am ersten Samstag im Mai statt. Zu Beginn spielte das über Weseritz (Bezdružice) hinaus bekannte Jugendorchester „DOM Juvenka“ auf: Blasmusik, Filmmusik, Schlager. Es gab ein großes Kinderprogramm mit Zauberer, eine Pilsener Folkloregruppe mit traditionellem Dudelsack und eine durchaus bizarre Parade historischer Kinderwagen. Auf dem Marktplatz sorgten Schausteller für Unterhaltung; zahlreiche Verkaufsstände boten Getränke und Souvenirs an.
Der für Weseritz zuständige Prämostratensterpater Benedikt Milan Košlab aus dem Stift Tepl zelebrierte die Heilige Messe in der Mariä-Himmelfahrts-Kirche – „unter Beteiligung deutscher Landsleute“, wie es im Programm ausdrücklich hieß. Die Schar der Gläubigen war übersichtlich. Das steinerne Taufbecken mit der Figur Johannes des Täufers hat sicher noch andere Zeiten erlebt.
Wie in den Vorjahren hat uns der Bürgermeister zum Mittagessen im Kulturhaus eingeladen. Bei Limonade und Gulasch erfuhren wir die Neuigkeiten aus dem Städtchen. Beispielsweise wird derzeit das Dach des alten Rathauses renoviert und ein Umzug der Feuerwehr in moderne Räumlichkeiten vorbereitet. Dass der Bürgermeister sich jedes Jahr so viele Stunden für uns Zeit nimmt, können wir ihm gar nicht hoch genug anrechnen. Für die Verpflegung mit böhmischer Hausmannskost war übrigens der Wirt des „U Rákosníčka“ am Sportplatz verantwortlich – inzwischen leider das einzige Gasthaus in Weseritz.

Der Bürgermeister hatte noch eine besondere Überraschung parat: einen Rundgang um das seit Jahren verriegelte Schloss. Während der frühere Eigentümer wegen Betrugs im Gefängnis sitzt, hat der Staat das ehemalige Löwenstein’sche Schloss konfisziert und bemüht sich, die riesige Immobilie einigermaßen lukrativ zu versteigern. Für die Stadt Weseritz wäre ein Ankauf und vor allem die Unterhaltung finanziell nicht zu stemmen. Und so kann man nur hoffen, dass sich ein seriöser Investor findet, um das Schloss nicht nur zu renovieren, sondern auch wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Bei dem Rundgang zeigte sich, wie schnell ein eigentlich intaktes Gebäude durch den Leerstand Schaden nimmt und die Natur ungepflegte Flächen zurückerobert.

An dem Treffen nahmen Lumír Kadlec (Bürgermeister), Ingrid und Wolfgang Fröhlich (Ortsbetreuerin, Böhmischmühle), Sven Müller (Enkel des Kaufmanns Holdschick) sowie als unverzichtbarer Übersetzter Jan Florian (Lokale Aktionsgruppe „Český Západ“) teil. Erstmals war Marc Cannizzo aus Bukarest dabei. Sein Vater John, auf dessen Spuren er unterwegs ist, gehörte einer amerikanischen Einheit an, die an der Befreiung der Tschechoslowakei beteiligt und im Jahre 1945 für mehrere Monate in Weseritz stationiert war. Marcs Geschichte und seine offene, zugewandte Art hat uns alle beeindruckt – nicht zuletzt auch seine perfekten Deutschkenntnisse. Angesichts des 80. Jahrestag des Kriegsendes war seine Teilnahme eine wirklich schöne Geste.
Ehemalige Weseritzer und deren Nachfahren – auch aus den heutigen Ortsteilen Polschitz (Dolní Polžice), Harlosee (Horní Polžice), Kamiegl (Kamýk), Kahudowa (Kohoutov), Krips (Křivce), Patschin (Pačín), Rössin (Řešín), Hurz (Zhořec) und Lutschkahäuseln (Loučky) – sind auch im nächsten Jahr zum Florianifest wieder herzlich willkommen. So wie auch alle anderen, die sich der Stadt und Region verbunden fühlen.
Der Beitrag ist im Heimatbrief für die Bezirke Plan-Weseritz und Tepl-Petschau, Juli/August 2025, erschienen.