Am 1. Mai 2018 lud der Verein der Freunde Kryštof Harants von Weseritz und Polschitz zur Eröffnung des Dorfmuseums in Harlosee, dem heutigen Horní Polžice. Mit einer kurzweiligen Ansprache eröffnete die Vorsitzende des Vereins, Šárka Sušírová, das Museum. Weseritz, zu dem das Örtchen Harlosee inzwischen gehört, ist seitdem um eine Sehenswürdigkeit reicher.
Um die Exponate unterzubringen, hat der Verein das ehemalige Feuerwehrhäuschen hergerichtet. Es bietet den Besuchern Fotografien aus vergangenen Zeiten, aber auch Alltagsgegenstände, die bisher auf Dachböden oder in Scheunen ihr unbeachtetes Dasein fristeten. So hängt beispielsweise gleich neben dem Foto aus dem früheren Backhaus der dort abgebildete Brotschieber. Andere Fotografien zeigen ehemalige deutsche Bewohner vor ihren Häusern – Bilder mit Ansichten aus aktuellen Tagen schlagen die Brücke in die Gegenwart. Ein paar alte Skier sind zu sehen, landwirtschaftliche Geräte, Geschirr, eine Truhe, ein Rundfunkempfänger aus der Nachkriegszeit und, und, und.
Natürlich wollten die vielen Gäste das Museum zur Eröffnung auch gleich besichtigen. Allerdings: viel Platz gibt es in dem kleinen Häuschen nicht. Es wurde zeitweise recht eng. Sorgenkind sind das Dach und der nächste Winter. Das Gebäude, das lange offen stand, hat der Verein schließlich im Originalzustand belassen, also nicht renoviert. Es ist zu hoffen, dass die Feuchtigkeit den Exponaten nicht zusetzt.
Der größte Teil der Fotos und Informationen in dem Dorfmuseum stammt von Gustav Černý, den Ingrid Fröhlich in ihrem Bericht vom diesjährigen Floriani-Fest (Juli-Ausgabe des Heimatbriefs) völlig zu recht als rührig beschrieben hat. Tatsächlich ist es sein großes Verdienst, zwischen Tschechen und Deutschen, zwischen ehemaligen und heutigen Einwohnern eine Brücke zu schlagen. Wer ihn kennen lernt, spürt das sofort. Jiří Bízek aus Weseritz hat die Fotoausstellung vorbereitet und die Übersetzungen einiger Texte aus der Chronik stammen von Václav Kalista, der leider wenige Wochen vor der Eröffnung des Museums verstorben ist. Das Projekt wurde unterstützt von der Weseritzer Stadtverwaltung und einem privaten Wasserversorger der Region. Der Tschechische Rundfunk und die Lokalzeitung (Tachovský deník) haben über das Ereignis berichtet.
Während der Veranstaltung lud der Verein zu Häppchen und Getränken; anschließend kam, wer wollte, mit auf eine geführte Wanderung nach Schwanberg, um dort regionale Köstlichkeiten auf dem inzwischen von einem engagierten Familienunternehmen geführten Dvůr Krasíkov zu probieren. Bevor die Wandergruppe aufbrach, stellten sich die zahlreich anwesenden Einwohner von Harlosee vor dem Museum zum Gruppenfoto auf. Die erste Aufnahme dieser Art seit 1936, hieß es scherzhaft, obwohl das wahrscheinlich sogar zutrifft.
Harlosee bildete früher zusammen mit Pollschitz eine Gemeinde. Es war der einzige der heute zur Stadt Weseritz (Bezdružice) gehörende Ort, für den es ausschließlich eine deutsche, aber keine tschechische Bezeichnung gab. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung der deutschsprachigen Einwohner wurde aus Pollschitz (Polžice) Dolní Polžice und aus Harlosee Horní Polžice. Lebten 1930 noch 112 Personen in Harlosee, wurden vor fünf Jahren in Horní Polžice nur noch 27 Seelen gezählt.
Bemerkenswert ist, dass der Verein dem Dorfmuseum auch in der tschechischen Sprache den deutschen Ortsnamen gegeben hat: Vesnické muzeum HARLOSEE. Das zeigt, das es inzwischen möglich ist, die Kultur der Region zu bewahren und ihr gleichzeitig in der Gegenwart einen angemessenen Platz zu sichern. Dem Verein gebührt große Anerkennung für seine Arbeit.
Für Wanderer, die auf den bestens ausgeschilderten Wegen im Weseritzer Ländchen unterwegs sind, bestimmt auch für die immer häufiger anzutreffenden Radfahrer, ist das Museum ein schöner Anlaufpunkt. Es ist während der Saison geöffnet; der Eintritt ist kostenfrei. Informationen über die Freunde von Kryštof Harant gibt es auf Facebook (Spolek přátel Kryštofa Haranta z Polžic a Bezdružic auf Facebook).
Der Beitrag ist im Heimatbrief für die Bezirke Plan-Weseritz und Tepl-Petschau, September 2018, erschienen.