Zweisprachige Dokumentation historischer Friedhöfe im Egerland erschienen

Vor vielen Jahren habe ich damit begonnen, die Geschichte meiner Familie mütterlicherseits – der Holdschicks aus Weseritz – zu erkunden. Neben Archiven und Verwaltungen besuchte ich auch Friedhöfe in der Umgebung. Die Atmosphäre auf einigen von ihnen nahm mich schnell gefangen. Teilweise waren die historischen Grabsteine zwar vollständig abgeräumt, zerstört oder umgesetzt worden, manche Friedhöfe hatten die Wirren der Nachkriegszeit aber weitgehend unberührt überstanden. Während die Bevölkerung in den Städten und Dörfern des Egerlandes fast vollständig ausgetauscht wurde, blieben die Verstorbenen nach 1946 einfach auf diesen Friedhöfen wohnen. Für die neuen Egerländer waren sie Fremde, ihre Gräber gerieten weitgehend in Vergessenheit. Baumwurzeln, Büsche und Efeu haben ihnen oft massiv zugesetzt. Noch stehen aber zahlreiche Grabsteine – eine wertvolle historische Erinnerung. Sie sind ein Spiegel ihrer Zeit, aber auch des Umgangs mit der gemeinsamen Vergangenheit nach dem Zweiten Weltkrieg, während des Kommunismus und nach der Samtrevolution. Wäre es nicht ein Verlust, wenn sie allmählich und unbemerkt einfach verschwänden?

Deckblatt des Buchtitels "Historische Friedhöfe in Weseritz, Plan und Umgebung"
Deckblatt des Buchtitels „Historische Friedhöfe in Weseritz, Plan und Umgebung“

Das Grabstein-Projekt des Vereins für Computergenealogie bezweckt die fotografische Dokumentation der Grabsteine und deren Erfassung in einer Datenbank. Dies dient genealogischen Zwecken, aber auch dem Andenken an die Verstorbenen und – aus kulturhistorischer Sicht – der Dokumentation historischer Denkmale. Mit dem Projekt wird ein wichtiger Teil der Kultur für die nachfolgenden Generationen konserviert. Beim Stöbern in dieser Datenbank fand ich bereits zahlreiche Eintragungen aus der Tschechischen Republik und nahm mir vor, sie um die Friedhöfe aus den Regionen Weseritz und Plan zu ergänzen.

Ausgestattet mit meiner Kamera, einer Gartenschere, einer Wurzelbürste, einer Wasserflasche und einem Putztuch besuchte ich zwischen 2018 und 2020 insgesamt 43 Friedhöfe in Westböhmen. Die Arbeit ähnelte insbesondere im Sommer einem Aufenthalt im Dschungelcamp: Stechmücken, Kreuzspinnen, Bremsen, hüfthohe Brennnesseln und Kletten. Entstanden sind 5.400 Fotografien von schätzungsweise knapp halb so vielen Grabsteinen in ganz unterschiedlichen Erhaltungszuständen.

Die aufbereitete Darstellung des Vereins für Computergenealogie (grabsteine.genealogy.net) kombiniert die Fotoaufnahmen der einzelnen Grabsteine mit den Namen der Verstorbenen und ermöglicht eine gezielte Recherche. In voller Bildauflösung und ergänzt um eine Namensliste der Verstorbenen sowie um eine Übersicht der historischen Einpfarrungen sind die Bilder auch auf meiner Website (sven-mueller.info) zu finden.

Mit dieser Broschüre möchte ich einige Eindrücke von meinen Besuchen auf den historischen Friedhöfen im Egerland vermitteln. Ich würde mich freuen, wenn die Bilder dazu beitragen, genauer auf die Friedhöfe rund um Weseritz und Plan zu schauen und sie als Orte der Erinnerung zu bewahren. Auch ist es mir ein Anliegen, zu zeigen, dass sich bereits viele Initiativen für ihren Erhalt einsetzen, die fortzuführen aller Mühen wert sind.

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