Die lokale Aktionsgruppe Český Západ

Die lokale Aktionsgruppe Český Západ – wörtlich übersetzt: tschechischer Westen – ist seit vielen Jahren in der Region um Konstantinsbad (Konstantinovy Lázně ), Weseritz (Bezdružice), Tschernoschin (Černošín), Kladrau (Kladruby), Mies (Stříbro), Plan (Planá) und rund um die Talsperre Hracholusky tätig. Ihr Ziel ist es, die Lebensqualität in diesem ländlich geprägten Raum zu verbessern. Aber was ist eigentlich eine „lokale Aktionsgruppe“?

Das Konzept gibt es in der Europäischen Union inzwischen seit dreißig Jahren; Tschechien übernahm es mit dem Beitritt im Jahre 2004. Der Grundgedanke ist einfach: Problemlösungen sollen nicht einseitig von Regierungen vorgegeben, sondern auf lokaler Ebene aktiv entwickelt und anschließend umgesetzt werden. Staat, Wirtschaft und Gesellschaft kooperieren zu diesem Zweck sektorübergreifend in lokalen Aktionsgruppen. Deren Mitglieder setzen sich aus Gemeinden sowie gemeinnützigen oder privaten Einrichtungen bzw. Unternehmen so zusammen, dass keine Interessengruppe die Entscheidungen dominieren kann. Die regionale Entwicklung wird also von jenen gefördert, die in der Region leben und mit den lokalen Verhältnissen vertraut sind.

In der lokalen Aktionsgruppe Český Západ engagieren sich zahlreiche Organisationen. Um Fördermittel aus den Fonds der Europäischen Union zu erhalten und ausreichen zu können, muss sie eine sogenannte Strategie erarbeiten und die Europäische Union davon überzeugen, dass sie die ihr anvertrauten Mittel innerhalb einer bestimmten Förderperiode effizient und sinnvoll einsetzen kann.

Was zunächst nach grauer Theorie aus einem politikwissenschaftlichen Proseminar klingt, funktioniert in der Praxis erstaunlich gut. Die Ergebnisse sind auch für Besucher der Region sichtbar. An dem Logo von Český Západ kommt man eigentlich nicht vorbei, man braucht bloß hinzuschauen.

Český Západ hat inzwischen mehrere hundert Projekte mit erheblichen Fördermitteln unterstützt, beispielsweise Agrarunternehmen, landwirtschaftliche Produkte, Kleinunternehmen und touristische Vorhaben. Auch soziale Dienste, Gemeindezentren, Kindergärten und Schulen profitieren davon. Die Aktionsgruppe stellt auch selbst zahlreiche Projekte auf die Beine. Dazu gehören zum Beispiel das jährliche Apfelfest auf dem Schwanberg (Krasíkov), das im letzten Jahr erstmals auf dem Flugplatz in Weseritz stattfand, das barocke Gartenfest auf dem Schloss in Schweißig (Svojšín) oder die Verkaufsgalerie „Švihákův pavilon“ in Konstantinsbad. Auch eine eigene Marke für regionale Produkte aus Westböhmen hat Český Západ entwickelt. Sehr beliebt sind die Ferienlager für Kinder, die jedes Jahr im Sommer stattfinden.

Die Weseritzer kennen die lokale Aktionsgruppe Český Západ aus dem vor einigen Jahren sehr gelungen renovierten Dům U Haranta – in der ehemaligen Zweigstelle der Planer Sparkasse hat sie ihren Sitz. Die dort beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vermögen auf der Klaviatur der europäischen Förderfonds gekonnt zu spielen.

Český Západ kümmert sich auch um das reiche kulturelle Erbe der Region. So trägt die lokale Aktionsgruppe beispielsweise zur Restaurierung ausgewählter Sakraldenkmäler bei, bietet nostalgische Fahrten mit der Dampflok auf der Weseritzer Lokalbahn an und hat eine Wanderausstellung über die inzwischen vollständig renovierte und wieder in Betrieb befindliche Eisenbahnbrücke über die Mies bei Neuhof (Pňovany) entwickelt.

Ein schönes Beispiel für Förderung des vorhandenen Potenzials ist die Entwicklung der Umgebung des Alten Bades in Konstantinsbad zu einem Sport-und Freizeitgebiet. Vor einiger Zeit ist dort ein Waldpark entstanden, der die doch etwas im Schatten ihrer großen Schwestern stehende Kurstadt erheblich aufwertet. Wer will, kann den Barfußweg ausprobieren oder interaktive Musikelemente erklingen lassen.

Trotz der massiven Einschränkungen, die mit den Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus einhergehen, engagiert sich Český Západ auch in der aktuellen Förderperiode dafür, dass die zur Verfügung stehenden europäischen Gelder von den westböhmischen Unternehmen und Einrichtungen auch wirklich abgerufen werden können. Bleibt zu hoffen, dass die bisherigen Erfolge alle Widrigkeiten der Pandemie überdauern.

Der Beitrag ist im Heimatbrief für die Bezirke Plan-Weseritz und Tepl-Petschau, März 2022, erschienen